Die größte Hürde, sich zum Meditieren hinzusetzen, bist du selbst.
Und vor allem eine tägliche Praxis daraus zu machen, gehört am Anfang sicher zu den schwersten Übungen.
Hier berichte ich von meinen eigenen Erfahrungen, eine tägliche Meditationspraxis zu etablieren und gebe dir wertvolle Tipps, wie du die Disziplin der Meditation für dich Schritt für Schritt aufbauen und in deinen Alltag integrieren kannst.
Ich musste doch sehr mit meinem inneren Schweinehund kämpfen. Mein Unterbewusstes erfand immer neue Ausreden, nur um mich nicht einfach hinzusetzen und auf Meditation einzulassen. Aber selbst als ich dann endlich saß und alles perfekt war, war es schwer in die Stille zu kommen.
Je mehr ich versuchte, meine Gedanken zur Ruhe zu bringen, desto unruhiger wurde ich. Denke mal nicht an einen rosoroten Elefanten. Es war zum Mäusemelken!
So ist unser Geist-Verstand gestrickt, er denkt gern und viel, langweilt sich schnell, ständig ist er am Bewerten, kreiert neue Lösungen oder zerstreut sich mit kurzweiligem Geplapper in einem nie enden wollender Gedankenstrom. So wirst du dir am Anfang deiner Meditationspraxis erstmal dieser ständigen Aktivität deines Geistes bewusst. Unser Verstand ist am liebsten immer beschäftigt mit seinem inneren Dialog: Sitze ich jetzt gut genug oder sollte ich was an meinem Sitzkissen verändern oder es kitzelt an der Nase oder ich gehe innerlich schon mal den Menüplan für das Mittagessen durch. So erfindet unser Verstand immer neue Ablenkungen, um ja nicht in das Gefühl der Leere zu kommen. Da baut unser Geist/Verstand dann Widerstand auf. Es gilt erst zu lernen, mir selbst in meinem So-Sein in der Stille begegnen zu können. Es ist also gar nicht so einfach, still dazusitzen und nichts zu tun, einfach nur zu sein und dabei an nichts zu denken. Jetzt heißt es dranbleiben!
Techniken der Meditation
Eine der wichtigsten Techniken der Meditation ist die des Beobachtens. Durch sie lernst du mit der Zeit deinen Geist/Verstand so zu akzeptieren wie er eben ist. Denken ist nun mal seine Natur. Es geht nicht darum die Gedanken abzulehnen, sondern den Strom der Gedanken zu beobachten nach dem Motto „Ich bin nicht meine Gedanken“, sondern „Ich bin diejenige, die ihre Gedanken beobachtet.“ In der Position des Beobachters gehe ich in Distanz zu meinen Gedanken und Gefühlen. Ich bewerte nicht, sondern beobachte einfach, was gerade geschieht. Diesen inneren Kritiker auszuschalten und immer mehr zum neutralen Beobachter zu werden, das ist die Kunst. Neutral und ohne Wertung zu sein stärkt die achtsame Wahrnehmung und bei fortgeschrittener Praxis gelingt es dem Geist selbst in unangenehmen Situationen ruhig zu bleiben und sich nicht aufzuregen. Geführte Meditationen helfen die Neutralität des Geistes zu trainieren. Das Beobachten des Atemstroms oder die Zuhilfenahme eines Mantras sind weitere wichtige Werkzeuge hin zu einem mediativen Geist. Irgendwann kommst du dann an den Punkt, wo du es gar nicht abwarten kannst, dich in Ruhe für deine Meditation hinzusetzen. Du merkst einfach wie du immer gelassener und friedlicher wirst und wie wohltuend sich schon wenige Minuten der Meditation am Tag auf dein Wohlbefinden im Alltag auswirken.
Yoga hat mir persönlich sehr dabei geholfen, einen meditativen Geist zu entwickeln. In den alten Texten des Patanjali steht, dass Yoga vor allem dazu dient, dich auf die Königsdisziplin der Meditation vorzubereiten. Meditation ist das Ziel von Yoga. Eine regelmäßige wöchentliche Yogapraxis in einer Gruppe oder ein intensives Yoga Retreat hilft hier schon mal sehr, einen meditativen Geist zu bekommen und deine Bereitschaft für eine Meditationspraxis zu erhöhen. Insbesondere im Kundalini Yoga, wo wir mit Rhythmus, Atem und dem Chanten von Mantren arbeiten. Es verändert die Zusammensetzung des Gehirns, stimuliert das Drüsensystem und beruhigt das Nervensystem. Es bringt alle Körpersysteme in Balance.
Der Ort
Ein Ort zum Meditieren: Suche dir zu Hause einen ruhigen schönen Platz und lasse diesen zu deinem Platz der Ruhe und der inneren Einkehr werden. Wenn du möchtest schmücke diesen Ort, stelle eine Kerze und Blumen bereit oder errichte dir einen kleinen Altar, so dass er dem heiligen Ort deines Inneren gerecht wird. Du kannst dir auch einen schönen friedlichen Ort in der Natur suchen im Garten, in einem Park, in den Bergen, an einem See, am Meer.
Der Zeitpunkt
Lege dir einen festen Zeitpunkt am Tag fest, an dem du meditieren möchtest. Das kann abends vor dem Einschlafen sein oder auch gleich früh morgens nach dem Aufstehen. Schau, was sich für dich am besten anfühlt und probiere gerne erstmal verschiedene Optionen aus. Ich persönlich finde es am leichtesten in den frühen Morgenstunden zu meditieren. Wenn du sowieso schon viel Sadhana praktiziert hast - im Kundalini Yoga praktizieren wir diese spirituelle Praxis in den ganz frühen Morgenstunden noch vor dem Sonnenaufgang - wird es dir sicher auch leichter fallen. Und du wirst aus eigener Erfahrung wissen, dass die Energie in den frühen Morgenstunden am höchsten schwingt. Der Geist ist noch entspannter von der Nacht und es fällt einem auch leichter, sich zu konzentrieren.
Der innerliche Vorsatz
Sprich schon abends vor dem Einschlafen für dich aus: "Ich werde morgen um .... Uhr meditieren." Vielleicht möchtest du vorher noch kalt duschen und Yoga praktizieren, aber dies hängt von dir ab. Mach lieber erstmal kleine Schritte.
Anspruchsdenken zurückstellen
Am Anfang rate ich dir, sei nicht zu anspruchsvoll und erwarte nicht zu viel von dir. Vielleicht schaffst du es an einem Tag und auch am zweiten, aber dann am dritten Tag hat dir dein Unterbewusstes schon wieder einen Streich gespielt und einen guten Vorwand gefunden, die Praxis ausfallen zu lassen.
Wie lange meditieren?
Um den inneren Schweinehund in dir auszutricksen, beginne erstmal mit wenigen Minuten der Meditation. Beginne mit einer Minute, dann drei Minuten und steigere dich dann langsam bis zu 11 Minuten Meditation am Tag.
Das Beruhigen der Gedankenwellen
Meditation ist "Sat Chitt Ananda" und das bedeutet das Beruhigen der Gedankenwellen hin zur Glückseligkeit. Du wirst feststellen, wenn du dich für eine stille Meditation hinsetzt, dass dein Geist-Verstand äußerst rege ist und hungrig nach Gedankenfutter. Du hast bis zu 10.000 Gedanken pro Sekunde und dein Geist wählt ständig aus. Ein Gedanke jagt den anderen. Je tiefer du in deine Meditationspraxis einsteigst, desto mehr kommen deine Gedanken zur Ruhe und nach einiger Praxis wirst du merken, dass die Gedankenlücken größer werden. Es ist das aller schwerste an nichts zu denken. Versuche es einmal. Es ist fast unmöglich. Das ist aber das Ziel und die hohe Kunst der Meditation, den Geist leer zu machen.
Es gibt verschiedene Techniken den Geist zu fokussieren und den Strom der Gedanken und Gefühle in den Hintergrund treten zu lassen, um in den Geist in einen meditativen Zustand zu versetzen: Du kannst dich zum Beispiel auf den Fluss deines Atems konzentrieren oder auf ein Mantra meditieren.
Durch Meditation bekommst du Zugang zu deinem inneren Wissen oder zur inneren Quelle deines wahren Selbst, welches unendlich und unsterblich ist und was man Seele nennt. Intuitiv weißt du, was richtig für dich ist und du vertraust dem Fluss des Lebens. Und wenn die Welt um dich herum ins Chaos stürzt, bleibst du gelassen und ruhig im Auge des Zyklons, egal was um dich herum geschieht. Deine Bestimmung als Mensch ist es, glücklich zu sein. "Ananda" bedeutet Glückseligkeit". Es ist eine innere Erfahrung und kann nicht von außen hergestellt werden. Also setze dich hin und sei bereit für die Erfahrung und das Glück, du selbst zu sein.
In meinem nächsten Blog-Beitrag werde ich dir eine erste Meditationstechnik vorstellen, mit der du beginnen kannst.